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#10

Meine werte Nachbarin Julie aus Berlin und ich haben ein kleines Projekt durchgeführt: Wir haben Leute aus unserer Nachbarschaft interviewt und fotografiert. Dadurch haben wir (endlich) gelernt, wie unsere Vermieter heißen, was ihre Geschichte ist, dass eine „Tochter“ eigentlich die Haushälterin ist. Dass die Angestellten vom Le marché so alt sind wie wir. Dass gegenüber an einem Straßenstand seit 38 Jahren (!!!) Nudelsuppe zum Frühstück verkauft wird und dies von Mutter und Tochter begonnen wurde, die als die Einzigen Überlebenden ihrer Familie nach den Khmer Rouge nach Phnom Penh zurückgekehrt sind. Dass eine Kellnerin beim Mexikaner um die Ecke Christin ist. Die kompletten Interviews kommen bald..

 


Letzte Woche war ich für fünf Tage mit einer australischen Gruppe in der Provinz. Dass die dortigen Kollegen gerne Fußball gucken, hätte ich fast schon wieder vergessen, wenn ich nicht mit einem Kommentar zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft begrüßt worden wäre. „Deutschland ist schon nach Hause gefahren.“ „Richtig“, antworte ich, „ Aber ich bin noch nicht nach Hause gefahren.“ Fanden sie witzig und es blieb für die nächsten Tage unser bester Witz. „Deutschland ist noch nicht nach Hause gefahren.“…

 


Das war mein letztes Mal Provinz mit LWD und ich hatte befürchtet ganz schön traurig zu sein. Tatsächlich kam es dann aber dazu, dass ich mit zwei australischen Jungs im Auto sitze, von denen einer ganz schön gut Singen und der andere ganz schön gut Ukulele spielen kann. Statt also traurig zu sein, singe ich mit beiden unseren selbstgedichteten Cambodia Song.


Ich hab so das Gefühl, dass hier was Abschiedsfeier mäßiges geplant wird, was 1. Super süß ist! 2. Vor der Tür geplant werden muss, weil man befürchtet, ich könnte das Gespräch verstehen (bin ein bisschen stolz).

 


Mein lieber Kollege Sophen und ich kommen mal wieder dazu nach dem Lunch ausgiebig zu quatschen. „Selfie!“, sage ich noch bevor er sich zu einem Mittagschlaf verabschiedet. Ohne zu zögern öffnet er die Kamera auf seinem Telefon, das er sowieso schon in der Hand hält. Nur wenige Minuten später schickt er mir die Bilder mit der Nachricht: „Tess, I will miss you so much, when you leave LWD, please keep in touch.“

 


Ich komme heute Morgen zur Arbeit, fülle meine Flasche mit Wasser auf und eine Tasse mit Tee. Unsere Cleaning Lady Vyn und meine Kollegin Saven frühstücken gerade. Wir reden kurz halb Englisch, halb Khmer miteinander. Saven sagt etwas, das ich nicht verstehe. „Nochmal bitte“, sage ich und lehne mich etwas zu ihr. Dann hab ich ihre Hand auf meiner Backe, die sie vorsichtig streichelt und sie wiederholt: „Vergiss‘ nicht mich manchmal zu vermissen!“

 


Weitere Meldungen und Kurzgeschichten gibt es vielleicht Bald! :)

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