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Januar ah

Aah..da ist wohl nun schon März!

Eigentlich wollte ich mir nicht den Zwang geben, regelmäßig zu schreiben, aber ich kann es auch nicht übers Herz (oder mein Ego) bringen, nichts über den Monat Januar zu verlieren. Denn: das hat er auch gar nicht verdient.

Ich bin vom Meer leicht beflügelt ins neue Jahr gestartet, hab Phnom Penh noch weiter entdeckt, wir hatten Besuch aus Deutschland, ich war zum Interviews führen in Kampong Speu, bin nochmal zum Arzt, war beim Royal Ballett, durfte bei einem Event von LWD dabei sein, hab mehr Khmer gelernt und Pfannekuchen zubereiten gelehrt und schließlich meine eigene Familie in Phnom Penh begrüßt. Und dann ist da natürlich noch mein ganz normaler Alltag dazwischen, der -ein bisschen traurig und zugleich wunderbar- nun einfach Alltag ist.

Mein Wecker klingelt um 6.30 Uhr, dass ich um 7.00 Uhr das Haus verlasse. Seit einiger Zeit habe ich es für mich entdeckt im Office zu frühstücken. Die halbe Stunde, die ich dafür früher losfahre, ist es noch kühler und der Verkehr ist weniger. Außerdem frühstücken einige Kollegen ebenfalls dort und wir haben schon vor 8.00 Uhr ein kleines "get-together".

Ich schnippel' mir Obst (meistens Äpfel oder Banana), schütte eine gute Portion Müsli darüber und vollende alles mit Milch. Ihr mögt schmunzeln über meine Ausdrucksweise, aber was ich da tue jeden Morgen war für meine Kollegen erstmal ungewohnt. Mit großen Augen wurde ich begutachtet, mein Tun beurteilt und zuletzt festgehalten, wie viel eine ganze Schüssel doch sei...sagen die, die Reis und Nudelsuppe zum Frühstück essen :D Aber es schmeckt natürlich noch besser, wenn man gesagt bekommt, dass man davon dick wird..so khmer.

Alles (ja, alles!) aufgegessen, geht es an die Arbeit. Manchmal, aber zu selten, klicke ich mich erst durch ein paar Nachrichten aus aller Welt bevor ich einen Report, mein LWD-E-Mail-Fach oder die Datenbank öffne. Mehr oder weniger fokusiert arbeite ich dann bis 12 Uhr daran, Berichte zu korrigieren oder den baldigen Besuch einer Gruppe aus Dänemark mit meiner Mentorin vorzubereiten. Nicht selten von leckeren Snacks begleitet, geht die Zeit recht schnell rum.

Dann ist für offiziell eineinhalb Stunden Mittagspause. Meistens packe ich dafür neben meinen Kollegin in unserer offenen Küche im Hof meine Lunchbox aus. Darin befindet sich nicht selten Reis und Gemüse, manchmal aber auch Nudeln oder ein rohes Ei, das ich mir noch zubereiten muss. Und wenn ich mal nichts dabei habe, wird mir angeboten trotzdem im Büro zu bleiben und dies und das von meinen Kollegen zu essen. Also egal wie: satt werde ich. Mit meinem letzten Bissen erwacht dann das entfernte Deutschland und ich bekomme gelegentlich eine Nachricht zum Nachtisch.

Nachmittags kommt es mir manchmal vor, als würde die Uhr ein bisschen langsamer laufen, aber früher oder später wird es 17 Uhr, ich spüle mein Glas, aus dem ich den ganzen Tag Wasser getrunken habe, packe meinen Laptop in meinen kleinen Rucksack und diesen wiederum in meinen Fahrradkorb und los geht es. Durch den dichten Verkehr ist es stickig auf der Straße und auch wenn die Sonne bald untergeht, schwitze ich vom warten an der Ampel. 40 bis 60 Minuten kann es dauern bis ich wieder in Straße 456 angekommen bin.

Wenn noch kein Plan gemacht worden ist, entscheiden dann alle Anwesenden wo und welche Art von Abendessen erstrebenswert wäre. Es könnte sich zum Beispiel jemand erbarmen zu kochen oder wir sitzen in einem der zahlreichen guten Restaurants in der Umgebung zusammen.

Danach bleibt Zeit Blog oder Tagebuch zu schreiben, Wäsche zu waschen, sich gut zu verquatschen oder auch mit der Heimat zu kommunizieren. Oft ist mir das zu wenig Zeit und ich bin spät im Bett und beneide meine Mitfreiwilligen mit kürzeren Arbeitswegen.

special Events

9.-11.01. Interviews in Kampong Speu

Bezüglich der VPP Reporte müssen wieder Interviews mit den betroffenen Personen geführt werden. Da meine Mentorin aus familiären Gründen wieder nicht mitkommen kann, fahre ich wieder "alleine". Es geht in die zwei Distrikte Thpong und Aoral der Provinz Kampong Speu etwa zwei Stunden von Phnom Penh entfernt. Bei jedem Interview steht mir natürlich ein Kollege oder eine Kollegin zum Übersetzen bei Seite, aber ich merke, dass ich schon mehr selbständig erfragen und verstehen kann. Außerdem lerne ich auch noch viel dazu.

In drei Tagen interviewe ich in neun Dörfern an die dreizig Personen. Es ist anstrengend. Es ist schön. Es ist überwältigend. Eindrücke über Eindrücke von schönen Landschaften, Freundlichkeit, Unoffenheit, Tieren, Kindern, Krankheiten, Armut und schlichtweg Fremden.  Als ein Beispiel und Einblick in meine Arbeit und Erlebnisse kopiere ich euch hier eines meiner Lieblingsinterviews aus diesen Tagen, wie sie in Final VPP reports zu finden sind:

I am the Village Development Committee leader and very happy with this community pond because this project was implemented through the VPP. The community members were ownership of the whole process of implementing the project. Last year there was no water in the dry season so no one planted vegetables around here. Now, there is the pond in my village and we have a lot of water. With this plenty of water in the pond, the people living around the pond will plant vegetables such as eggplants, cucumbers, watermelons, and water convolvulus through building producer groups.

 

After we conducted a meeting in July last year, we completed our first step and built a group of 10 people. We plan to build more groups. The advantage of producer group is that the community work together to meet the demand of the markets. The supervisor collects their crop and transport it to the market.

 

When we had a meeting on the pond, people said, they wanted to plan vegetables. When the construction was completed just three families living near the pond started to plant vegetables. Today they are six that live next to the pond uses the water to plant their vegetables. A reason is that we have a lack of seeds and skills. We asked LWD for an agriculture kit. The pipes behind me are also of LWD and we want to construct an irrigation system with it.

 

I am the father of three sons. They are 24, 18 and 12 years old. The two oldest are already married, the youngest is in grade 6 in the school near here. His way to school is maybe 200 meters long. I have two grandchildren, who are four and five months old. I use the water from the pond for our latrine. To get the water I take my moto to get to the pond once a week. Before the well, I got water from the canal which is 2,5 km away or from the open well in the pre-school, when the canal was dry six months a year. Back in 2008 the only water source we had was the canal.

 

In 1999, which is the year I moved to Pous vek, there were still weapons from the khmer rouge present. The government in Aoral was also Khmer Rouge. There were seven households living in this village. It was established trough families that live in a 45 household’s village near here that has disbanded in 1979. The leader living in this village asked family to come and they did, from all over Cambodia. In 2005 when the Khmer Rouge left, we started to clean this area from mines and so called “weapon ‘79”. The government needed our support to find the locations of the mines. I might have been one of 400 volunteers. Development in this village started in 2010, which is also since LWD is working with us. There were 104 households in Pous vek, now we are 148.

 

From now on, I motivate the community members to organize producer groups to plant vegetables and I do hope that their livelihood will be soon better than before.

 

I would like to say thanks to LWD and the people in Australia who always support my community."

 

 

16.01. LWD Event Kampong Speu

 

Der Mann meiner Landesmentorin arbeitet bei LWD. Als wir eines Abends bei ihr zu Hause Essen sind, erzählt er mir von einem Event am nächsten Tag. Mit LWD’S Partner DCA sollen drei Evente stattfinden, die ihre Teilnehmer über „disaster risk reduction“ und „climate change adaption“ – zwei Arbeitsfelder meiner Organisation – aufklären. Er lädt mich ein, ich kläre das am nächsten Tag mit Kimsrien und sitze dann etwa  zwanzig Stunden später in einem Auto mit ihm und meinem Büro-Mitbewohner Ratna auf dem Weg nach Kampong Speu. Eine gute Stunde raus aus Phnom Penh befinden wir uns schon an Ort und Stelle: eine große Bühne wird aufgebaut,Stühle gestellt und gewartet. Vorallem ich bin eigentlich nur am Warten, meine Hilfe wird nicht benötigt. Mit der Dämmerung kommen nach und nach einige Menschen. Alles beginnt letztendlich  später als gedacht. Die Verantstaltung ist komplett auf khmer und so verstehe ich "nicht ganz" alles. Ein bekannter Moderator leitet humorvoll durch den Abend, der aus einer Abwechslung mit themenbezogenen Videos oder Quizen und Auftritten von kambodschanischen Popstars besteht. Noch am selben Abend und damit sehr spät komme ich wieder in Phnom Penh an. Es war sehr interessant einen Einblick in diese Art von - ich nenne es mal - Öffentlichkeitsarbeit von LWD zu bekommen.

 

Ein nicht weniger "special event" war es natürlich meine Familie vom Flughafen abzuholen und mit ihr etwas zu verreisen. Aber das war dann schon fast im Februar. Und der ist ja nun auch schon wieder rum, ich bin über sechs Monate hier und muss damit meinen Zwischenbericht für Brot für die Welt verfassen und nächste Woche habe ich Zwischenseminar und mein Rucksack vom UVP der vergangenen drei Wochen ist noch nicht ganz ausgepackt und die Wäsche in der Küche ist eigentlich schon bereit zum zusammenlegen und jetzt ist eigentlich auch schon wieder Schlafenszeit..aaah!

 

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