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November Ahoi

Warum Ahoi?

Weil der November in Kambodscha mit dem Water Festival beginnt!

Jedes Jahr wird der 2. bis 4.  November als "Bon Om Tuk" gefeiert. Im kambodschnischen Namen erkennt man schon das Programm, natürlich! Übersetzt heißt es eher Bootsruderfestival. Traditionell werden Bootsrennen durchgeführt. In einem K.O. Wettkampf treten Mannschaften aus ganz Kambodscha gegen einander an. Schauplatz ist die Riverside. Direkt vor dem Königspalast, wo Tonle Sap River und Mekong zusammenfließen, ist die Ziellinie. Der Fluss ändert in diesem Zeitraum übrigens seine Fließrichtung, eine weltweite Seltenheit. Viele Kambodschaner strömen nach Phnom Penh, um das Spektakel zu beobachten. Jeder Mast entlang des Ufers hält eine Kambodschaflagge und nicht wie sonst Flaggen aus aller Welt. Um die Palmen der schmalen Grünanlagen sind Lichterketten in Landesfarben gewickelt; unter ihnen sind viele Essensstände aufgebaut, an denen es einiges zu probieren gibt.

Am ersten Tag, Donnerstag (wir haben zwei Tage frei) den 02.11. machen wir uns zu viert nach einem gemütlichen Frühstück auf unserem Balkon Richtung Riverside auf. Wir bemerken, dass die Straßen etwas gefegt zu sein scheinen und entdecken außerdem viele Polizisten, deren Aufgebot wahrscheinlich durch die momentane politische Lage und der Angst vor Demonstrationen zu erklären ist und müssen auch früher als geplant aus dem TukTuk raus und laufen. Kein Problem, es gibt viel zu sehen.

Am Ufer des Flusses, aber etwas südlich vom Spektakel, warten mehrere größere Frachtschiffe, auf deren Ladefläche ein Stahlgerüst aufgebaut ist an dem Lichterketten hingen. Wir vermuten ganz richtig, dass es dafür erstmal dunkel werden muss. Das Bootsrennen ist währenddessen schon am laufen, was wir aber eigentlich erst so richtig verstehen, als wir unerwartet in eines der Zelte vor dem Königspalast gehen dürfen und das Geschehen per Headset übersetzt bekommen. Alles was wir aufbringen müssen, um (ohne ihn zu sehen) 50 m vom König wegzusitzen ist Ausländer zu sein und so ist man zwar dankbar für die Möglickeit, die Lautsprecherdurchsagen zu verstehen, aber fühlt sich auch ein bisschen unwohl - de n links stehen Hunderte Kambodschaner dicht aneinander.

Das Bootsrennen, dass noch zwei Tage länger fortgeführt wurde, war nicht das Spannenste aller Dinge, aber vorallem für den dafür erbrachten Aufwand und die Hohe Zahl an Besuchern hatte es sich gelohnt, es gesehen zu haben. Wir probieren dann ein paar Snacks und essen zu Mittag, setzten uns in ein Café und weil es sich nicht lohnt nach Hause zu fahren, bis es dunkel wird und die Zeit bis zur Dämmerung aber auch nicht ganz ohne war, nappten wir ein bisschen in den gemütlichen Stühlen.

Dann Dämmerung, wir liefen wieder etwas mehr zum Zentrum des Geschehens. Was wir dort geboten bekamen: ein halbstündiges Feuerwerk während ca. 10 Boote mit erleuchteten Symbolen der Ministerien Kambodschas königlich vorbeifuhren. Mein erstes Feuerwerk nach dem Langener Ebbelwoifest und auf jeden Fall eine beeindruckende Show. Bis man sich irgendwann fragt, wie viele Dollar da eigentlich in die Luft gejagt werden, wo sie doch anders so nötiger wären, kann man das gut genießen.


Der Knabe, den ihr hier erblickt ist ebenfalls ein deutscher Freiwilliger, der mit "Via e.V." entsendet wurde. Statt einen Blog, hat er sich einen YouTube Kanal gemacht und am besagten Tag ein etwa zehnminütiges Video gedreht. Für alle, die Lust haben: Klickt gerne drauf, macht ihn ein bisschen glücklicher und entdeckt mich in der Gastrolle der Stimme hinter der Kamera.


Nach dem Water Festival zogen sich dann Arztbesuche wie ein roter Faden durch meinen November. Aus Halsschmerzen wurde eine Mandelentzündung, die ich nicht so schnell loswurde. Drei Tage Antibiotika hatten mich zwar zum Wedding Weekend wieder auf High Heels stehen lassen, aber das widerum war vermutlich auch nicht der beste Weg sich 100 Prozent auszukurieren (es war für mich auch nie eine Frage, nicht hinzugehen). Nun dann ging ich also wieder zur gleichen Ärzten, die mich kurz an eine Infusion hängte und mir wieder Antibiotika verschrieb. Da ich nicht verstecken konnte, dass ich vor der Infusion etwas Respekt hatte, ist der Lieblingssatz meiner vier Arztbesuche ihr folgender: "Are you ok? Some minutes ago you looked like your eyes would pop out of your head."

Ich war ok, alles ging gut, nur leider wurde ich immernoch nicht fit. Ich habe alles probiert von Tee trinken und rumliegen, bis es einfach zu ignorieren und zwei Tage nach Kampong Chhnang zu fahren... :D

Währrend dieser Zeit, es war genauer gesagt der 16.Oktober wird die größte Oppositionspartei Kambodschas per Gericht geschlossen. Trotz erhöhtem Polizeiaufgebot aus Angst vor Demonstrationen passiert an diesem Tag ebenfalls  nichts und wir bekommen auch nichts davon mit. Mit diesem Tag wurde quasi ausgeschlossen, dass die Parlamentswahl im nächsten Jahr noch irgendetwas mit Demokratie zu tun hat. Der Premierminister gipfelte damit die Unterdrückung der Opposition der letzten Monate. MEHR INFOS

 

Zum ersten Mal fahre ich ohne meine Mentorin Kimsrien in die Provinz mit der Mission in zwei Tagen fünf Dörfer zu besuchen und 10 Interviews durchzuführen. Einige Abschlussberichte des VPP's sind bei uns eingegangen und müssen noch vervollständigt werden. (Was zum Teufel macht LWD denn jetzt und was ist deine Aufgabe?!) Mit dem LWD Wagen werde ich nach Kampong Chhnang gefahren, wo wir eine Überstetzerin (neues, junges LWD Staff Mitlgied) und einen weiteren Mitarbeiter quasi abholen und mit ihnen weiter in die Dörfer fahren. Weil ich die Einzige zu sein scheine, die weiß, was wir überhaupt vorhaben, spüre ich schnell eine gewisse Verantortung.

Ich beginne die Interviews, stelle mich vor und frage die ersten einfachen Fragen über die Familie der Interviewten selber auf khmer. Da meine Sprachkenntnisse aber dann auch noch nicht für all zu viel und schon gar nicht für alles reichen, bin ich sehr dankbar, dass ab dann übersetzt wird.

Die fünf betreffenden Projekte sind sehr unterschiedlich, was es defenitiv noch interessanter macht. Uns wurde von einem Staubecken, Sanitären Anlagen, einem Staudamm, Hühnerzucht und von einem Abflusskanal zur Straßenreperation erzählt. Mit meiner Mentorin wäre alles bestimmt besser gelaufen, aber ich bin zufrieden. Und es ist immer schön khmer zu sprechen und verstanden zu werden. Manche sprechen extra langsam für mich und antworten mir direkt.

Und man kann es nicht nicht erwähnen: es ist wunderschön in Kampong Chhnang!

 

Zurück in Phnom Penh besuche ich dann eine deutsche Ärztin. So ganz schmerzfrei ist es nämlich leider noch nicht für mich zu sprechen und das ist ja bekanntlich ganz unpraktisch für jemanden, der so gerne babbelt. Im Verglein zum ersten Arzt werden ich und mein Blutdruck hier erstmal gemessen. Außer meinem Gewicht ist alles wie immer. Ich soll kein Antibiotika mehr nehmen und um auszuschließen, dass es sich um einen unschönen Virus handelt, nach einigen Tagen wiederkommen, sodass eine Probe genommen werden kann. Ich bleibe übrigens auf Empfehlung oder eher Befehl meine fürsorglichen Zimmermitbewohnerin Maria drei Tage zu Hause und gehe nicht arbeiten. Dazu fehlt mir auch die Kraft, immerhin muss ich mich ja zu tiefst bemitleiden, weil bei 30 Grad der Strom und damit auch die Funktion meines Ventilators ausfällt.

Die Woche drauf und somit auch in den letzten Tagen des Novembers gehe ich noch einmal zum Arzt, wo wegen Genesung doch keine Probe mehr genommen wird, verschriftliche zurück im Office meine Interviews und bespreche diese und die nächsten zwei UVP Besuche mit Kimsrien. Außerdem baste ichl einen Adventskalender und besorge Kleinigkeiten für die meiner Mitbewohner. Anhaltende an die 30 Grad alleine reichen nämlich nicht für die Weihnachtsstimmung und wir beschließen uns, wie wir es gewohnt sind, jeden Tag bis Weihnachten gegenseitig eine kleine Freude zu machen.

Nun dann, der Dezember kann kommen! :)

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