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SEPTEMBER OLÉ

Das erste Septemberwochenende haben wir in Sihanoukville an der Küste Kambodschas verbracht. Bilder und Erzählungen haben uns neugierig gemacht, wie schön es da unten wirklich ist.

Eine abenteuerliche Busfahrt um 6 Uhr Samstagmorgen, die erste Pizza nach einem Monat, Schwimmen in hellblauem Wasser, einen wunderschönen Sonnenuntergang, die bestinvestierten 15 Dollar aller Zeiten und einen Sonnenbrand später, kamen wir Sonntagnacht wieder in Phnom Penh an. Da das aber nur die Zusammenfassung ist, leite ich euch herzlich auf Janas Blog weiter, die einen Artikel über unseren Trip geschrieben hat, den ich nicht besser schreiben könnte:

 

https://janalogischkambodscha.jimdo.com/2017/09/05/vom-paradies-unter-palmen/

 

Diese Bilder habe ich mit meiner kleinen, großartigen Unterwasserkamera gemacht.


Direkt den Montag danach ging es für mich nach Siem Reap, in die drittgrößte Stadt Kambodschas (nach Phnom Penh und Battambang). Bekannt ist sie wegen der Angkor Tempel, die viele Touristen nach Kambodscha locken. Mein Grund war aber ein anderer.  Meine NGO "Life with Dignity" hatte vier Tage lang  "Annual Staff Consultative Workshop". Ich will nicht viele Worte darüber verlieren, außer:

Ich hatte insgesamt vier schöne Tage in einem unerwartet schicken Hotel, habe das ganze Staff von LWD gesehen und aber auch gemerkt, dass mein kambodschanisch nicht ansatzweise reicht, um den vom Titel her interessant klingenden Einheiten zu folgen (dass ich manchmal übersetzt bekam, half allerdings ein bisschen). Neben einer gewaltigen Auswahl an Frühstück, die zu meinem Vergnügen Cornflakes, Früchte und Joghurt (!!!) enthielt, war das Essen auch sonst ein Traum. Ich habe neben neuen kambodschanischen Gesichtern auch sieben amerikanische Freiwillige kennengelernt, von denen eine das Jahr über mit mir im Office in Phnom Penh arbeiten wird. Die anderen verbringen das Jahr in den Provinzen. Siem Reap ist eine schöne und vorallem im Vergleich zu Phnom Penh ruhige Stadt; abends treiben sich viele Leute auf dem Night Market oder auf der Pub Street herum. 

 


08.09.: ich habe zum ersten Mal in meinem leben und per Briefwahl gewählt!


Den Montag darauf packte ich wieder meinen Rucksack, diesmal für einen Ausflug in die Provinz Kampong Chhnang ca. zwei Stunden nord-westlich von Phnom Penh. Mit meiner Mentorin Kimsrien und unserem Driver hoppelten (ganz klare Anspielung auf die Straßenverhältnisse vielerorts) wir im LWD Car von einem Dorf ins andere, um den Bewohner Bescheid zu geben, dass in zwei Wochen eine Gruppe Australier kommt, sie besuchen möchte und lernen will, wie sie dort leben und wie LWD sie schon unterstützt hat. Von der stets erfrischenden AC in allen Räumen des Hotels und dank meiner amerikanischen Mitbewohnerin auch in meinem Zimmer, hatte ich eine leichte Erkältung mit ihm Gepäck. Wenn ich also nicht gerade an der Fensterscheibe klebte und fasziniert versuchte meine ersten Eindrücke vom ländlichen Kambodscha abzuspeichern, fielen mir deswegen oft die Augen zu. Geweckt wurde ich dann immer wieder beim Halten unseres Autos für den Besuch verschiedener Haushalte, dem Treffen mit einem Village Leader oder um ein fertiggestelltes Projekt von LWD anzusehen. Alles war super interessant und manchmal verstand ich sogar ein paar Happen khmer. Nicht selten hielten wir einen Moment, um einen Snack am Straßenrand zu kaufen. Meine nicht nur deswegen liebenswürdige Mentorin ließ keine Möglichkeit aus mich etwas neues probieren zu lassen: Lotussamen roh oder gekocht, gekochte Erdnüsse, gegrillte Banane...ich kann mich schon gar nicht mehr an alles erinnern :D

Wir übernachteten eine Nacht im Office von LWD in Kampong Chhnang (zur Erklärung: mehrere Mitarbeiter schlafen jede Woche von Montag bis Freitag dort, es gibt also mehrere Schlafzimmer und Schlafsäle), am Dienstagabend war ich wieder in Phnom Penh. Den Rest der Woche machte ich dann meine ersten 8-Stunden-Arbeitstag-Erfahrungen, über die ich nicht klagen kann und machte mich am Wochenende schon wieder ans Packen.


Packen für? Unseren Urlaub nach Vietnam. Ich habe das Gefühl, mich ein bisschen rechtfertigen zu müssen, warum wir "schon wieder" in den Urlaub gefahren sind. Vom 19. bis 21.09. hatten wir drei Feiertage, wegen des buddistischen Festes "Pchum Ben", bei dem man seinen Vorfahren gedenkt und ihnen Gaben übergibt. Mitten in der Woche gelegen bedeutete das für uns die Möglichkeit zwei Tage Urlaub zu nehmen (Mo und Fr) und damit eine ganze Woche Urlaub zu haben...Schnapp! Wir entschieden uns am Montag in einen Bus Richtung Ho Chi Minh City (ehemals Saigon) zu setzen. Dort verbrachten wir zwei Tage, dann zwei Tage in Mui Né, einem fürs Kitesurfen bekannte Dorf an der Küste Vietnams, und zuletzt schlossen wir uns einer Reisegruppe an und buchten eine Mekong Delta Tour, die uns zunächst mehr in den Süden, dann Richtung kambodschanische Grenze führte.

Mein Fazit: Das, was ich von Vietnam gesehen habe, war ganz schön, gefällt mir aber nicht so gut, wie Kambodscha (könnte an aufkommenden Heimatgefühlen liegen, oder daran, dass es schon schön ist, ein paar Worte in Landessprache sagen zu können).

Ich möchte, auch wenn es da ein paar Dinge gäbe, nicht weiter groß von unserem Urlaub berichten. Einmal, weil er nicht der Grund für meinen Blog ist und zweitens, der September ja noch eine aufregende Woche zu bieten hatte. :D

Wer aber gerne mehr zu Südvietnam wissen würde oder gerne ein paar Reisetipps hätte, darf mir gerne eine Nachricht schreiben!


Sonntagmittag angekommen, probierte ich die letzten Nächte mit wenig Schlaf (die Tour begann meist gegen 7/8 Uhr morgens und zum früh schlafen gehen, quatschten wir abends zu gerne und zu lange) etwas nachzuholen, bevor ich nicht nur auspacken, sondern auch gleich wieder neu packen musste.

Montag früh um 5.30 Uhr klingelte dann wieder mein Wecker und ich redete mir ein, dass ich gar nicht mehr so müde bin. Da etwas Aufregendes bevor stand, fiel mir das auch gar nicht so schwer: Die für mich erste Gruppe Besucher nahm fünf Tage lang am "Universal Village Program" (UVP) von LWD teil.

Viel mehr, als dass es sich um Australier handelte, wusste ich noch nicht, als ich mich mit vollem Backpack und kleinem Rucksack vor dem Bauch freudig auf ein Motodup schwang. Schnell lernte ich mehr über die Besucher, denn wie vor zwei Wochen standen zwei Stunden Fahrt nach Kampong Chhnang an, die ich mit acht Australiern in einem Bus bestritt, der Rest in einem LWD Wagen. Zwei der Gruppe waren Mitarbeiter einer australischen Partnerorganisation und auch Organisatoren dieser Fahrt. Mitgebracht haben sie neun weitere, die auf unterschiedlicher Weise mit dem "Australian Lutheran World Service" (ALWS) in Verbindung stehen.

Für diese Gruppe geht es die Woche um noch mehr, als die Communities zu besuchen, kennenzulernen und bei kleinen Projekten zu unterstützen, wie es für das UVP eigentlich üblich ist. Sie sind auch gekommen, damit Unterstützer, die in Australien Foundraising betrieben haben, um ein Projekt durch die Partnerschaft von ALWS und LWD in Kambodscha mitzufinanzieren, das fertige Projekt besuchen und um mit den Bewohnern persönlich reden zu können.

Diese von Dankbarkeit erfüllten Begegnungen von Foundraisern und Villagern zählen zu meinen besten Erlebnissen dieser fünf Tage. Es war berührend zum Beispiel die Geschichte eines Dorfes zu hören, das letztes Jahr noch unter totaler Dürre und ausbleibendem Wasser litt und nun durch ein Staubecken keinerlei Sorgen mehr um die Wasserversorgung zu haben braucht. Ohne Wasser florieren Krankheiten und Bauern verlieren ihr Einkommen, weil die Ernte vergeht. Auch ohne Erklärung sah man in den Gesichtern der Bewohner, wie erleichtert sie sind.

 

Wir wurden immer freundlich und neugierig empfangen, ob an einer Schule, zu der trotz Ferien viele Kinder, Eltern und Lehrer gekommen sind oder in jedem neuem Dorf, wo wir uns zunächst immer mit den Bewohnern in einen Kreis setzen und ihre Geschichte anhörten. Wie viele Menschen leben hier? Mit welchen Problemen sind sie konfrontiert? Seit wann arbeiten sie mit LWD zusammen oder was wurde bereits erreicht? Wie sieht der Plan der kommenden Jahre aus? Was wollen sie als nächstes ereichen? Daraufhin stellten wir Fragen und nicht selten hatten sie uns etwas ihrer letzten Ernte mitgebracht: Süßkartoffeln, Peanuts, Kokosnüsse...

In den fünf Tagen schliefen wir immer, bis auf eine Nacht im Office von LWD. Eine Nacht blieben wir bei einer Familie und schliefen in einem richtigen "Landhaus", wie ich es mal nenne. Abgesehen von Bettwanzen, die ich im Nachhinein in meiner Matratze vermute, war das eine tolle Erfahrung. 5 Tage mindestens zweimal am Tag Reis, einige "Bucket Showers" und ganz viel australisches Englisch und kambodschanisches Englisch haben mich wirklich bereichert.

Ich habe viel über das Leben auf dem Land gelernt und gesehen, verstehe nun mehr von der Arbeit von LWD und ich bin noch glücklicher mit dem, was ich hier mache und wo ich es mache.

Mehrere goldwerte Geschichten aus diesen Tagen, werdet ihr sicher bald zu lesen bekommen.

Als "part of the team", wie ich oft betont wurde, fühlte ich mich wohl unter den freundlichen Australiern, die mich gleich überreden wollten, demnächst nach Australien zu fliegen - ich sei ja jetzt nah dran! :D Stattdessen aß ich am Samstag noch mit ihnen in Phnom Penh zu Mittag, zu dem sie auch meine Mitbewohner eingeladen hatten.

Ich verabschiedete sie danach tatsächlich ein bisschen traurig werdend und den Tuk Tuks hinterher winkend bekam ich das erste mal leichte Heimwehgefühle. Nicht, weil ich jetzt nach Hause möchte oder vieles nicht mehr auszuhaltend vermissen würde, sondern weil es für sie nach Hause ging, wirklich nach Hause. Der Gedanke beschäftigte mich noch eine Weile, als wir den September an der River Side in Sonne sitzend ausklingen ließen, bis wir uns entschieden auch nach Hause zu gehen... :)

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Kommentare: 1
  • #1

    Juliiii (Mittwoch, 04 Oktober 2017 01:26)

    So jetzt bin ich auch mal wieder auf dem neuestem Stand hier.
    Habe dich jetzt grade vor Augen, wie du deIn freudiges "Schnapp" raushaust. Freu mich schon auf weitere ausführliche News.
    Ganz viel Liebe an dich <3