Von der Sightseeing- Haupt- und Entwicklungsstadt

Nachdem wir uns die ersten drei Tage quasi nicht aus einem Radius von 300 Metern (WG - Supermarkt - Seminarraum) herausbewegt haben, stand am Freitag die City Tour auf dem Programm.

 

In dem weißen Mercedes Minibus, der uns den ganzen Tag von A nach B (wobei A zunächst unsere Wohnung und B unser Früstücksort in der nächsten Straße war) transportierte, fühlten wir uns ein bisschen unwohl. Erstens, weil der gute Fahrer den ganzen Tag irgendwo auf uns wartete und weil wir zweitens als fünf weiße Menschen in einem solchen Auto durch die engen Straßen gequetscht wurden und damit eben ein bestimmtes Bild präsentierten.  Als Freiwillige bilden wir uns nämlich gerade ein, dass es doch eventuell irgendwann gelingen könnte, nicht den klassischen Touri darzustellen.

 

Es ging zum Independence Monument (Kambodscha war einst eine französische Kolonie), zum National Museum (interessante Austellung über Hinduismus und Buddhismus), zum Royal Palace (seit 2004 haust hier König Norodom Sihamoni), der Riverside (der Fluss Mekong macht's möglich), in den buddhistischen Tempel nebenan, vorbei am Wat Phnom (heute besichtigt) und zu guter letzt zum Olympic Stadium (wo nie eine Olympiade stattfand). Das einzige, was die Bilder nicht besser beschreiben können als Worte: Schon um 10 Uhr waren es ca. 36 Grad - ja wir haben es* gesungen.

 


Samstagabend haben wir dank einem anderen weltwärts-Freiwilligen, der seit 11 Monaten hier ist, Phnom Penh vom Boot aus erkundet. Das war ziemlich beeindruckend.

 

Mit Abstand vom Ufer erblickt man diese Stadt auf eine ganz andere Weise. Der Himmel färbt sich gelb-rosa, einige ruhige Wolken stehen am Himmel. Mit fortschreitender Dämmerung heben sich Kräne vom Hintergrund ab. Neben ihnen sind bereits hohe, breite Gebäude entstanden, die mir bis dahin gar nicht aufgefallen sind. Wenn einige Zeit später der Fluss durch die Dunkelheit nicht mehr braun aussieht und sich vom Ufer bunte Lichter im Wasser spiegeln, kann man fast von einer Skyline sprechen... die mit Frankfurt aber natürlich nicht mithalten kann :-)

So geblendet vergisst man fast das Bild hinter sich: Ein Klotz von Hotel wurde vor nicht all zu langer Zeit an das Ufer der Schnittstelle des Tonle Sap River und des Mekongs plaziert. Direkt davor auf dem Wasser (in floating villages) leben Menschen, die keine Staatsbürgerschaft haben. Nebendran: ein Kran, der Sand aus dem Mekong holt, sodass man Tonnen davon verkaufen kann. Der erfahrene Freiwillige erzählte uns, dass dadurch das Hotel nach und nach absackt. Ich musste schmunzeln.

Die ganze Szene war nicht stimmig. Die Kräne passen nicht zum ruhigen Himmel. Die vielen Lichter passen nicht zu den sperrlich beleuchteten Gassen im Inneren der Stadt. Die gelassenen Mönche (von denen übrigens ein paar mit uns im Boot saßen) passen nicht zu unserer abenteuerlichen Tuk Tuk Fahrt zum Hafen.

 

Ich weiß nicht, ob diese Dinge für mich ihren Widerspruch irgendwann verlieren werden. Gerade ist das alles (noch)

ziemlich verrückt.

 

 

Aber wir haben noch ein Jahr, Phnom Penh.

* "36 Grad - Und es wird noch heißer,
Mach' den Beat nie wieder leiser.
36 Grad - Kein Ventilator,
Das Leben kommt mir gar nicht hart vor.
36 Graaaaaad, aaaaaah
36 Graaaaaad, aaaaaah"

 - Song von 2raumwohnung

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