Der "große" Schritt

Ein "Hallo, es geht mir gut." aus Phnom Penh.

 

 

Vor drei Tagen bin ich in den Flieger gestiegen.

Ins Ausland zu gehen, wurde mir gegenüber oft als "großen Schritt" bezeichnet. Das fiel mir hier am zweiten Tag wieder ein und ich dachte mir "Aha, das war er also." Ich habe auch erst am zweiten Tag richtig realisiert, dass ich jetzt wirklich in Phnom Penh bin. 

 

Der Grund dafür war Müdigkeit. Nach 10 Stunden und 40 Minuten Flug bis Bangkok, zu kurzer Umstiegszeit (weil weder unser Flugzeug in time landete, noch mein Handgepäck vollständig war, als ich das Flugzeug verließ) und einer guten Stunde Flug nach Phnom Penh gab es nämlich keine Möglichkeiten, sich erstmal hinzulegen. Der Grund dafür war unsere ambitionierte Landesmentorin Lim. Nach dem sie uns herzlich vom Flughafen abgeholt hat und uns zu unserer Wohung gebracht hat, ging es nämlich gleich in die Stadt.

 

Als erstes haben wir uns neue SIM Karten gekauft . Danach sind wir in den Russian Market (locals sagen Toul Tumpung Market) gegangen.

Dieses Bild haben ich dort gemacht. Der Markt ist voll und stickig. Die Decke ist nicht besonders hoch und wie bei den offenen Stromleitungen, frage ich mich, wie sie starken Regen aushält. Man findet verschiedenste Stände, die Klamotten, Souvenirs oder (wie oben zu sehen) Essen verkaufen. Alle sind mit schmalen Gängen verbunden, die Waren sind bis an die Decke gestapelt und es ist mir ein Rätsel, wie die Verkäufer hinter den "Thresen" (ebenfalls Berge von Waren) kommen. Es war eher hektisch und ungemütlich, als wir uns dort zum Mittagessen hinsaßen. Die schwere Luft, die Müdigkeit, die Wahl des Essens und ein bettelndes Mädchen schufen eine uns leicht überfordernde Situation. Dann war endlich Zeit für einen Mittagschlaf, dem keiner von uns widerstehen konnte. Jet-Lag-mäßig hat er allerdings auch nichts kaputt gemacht. Ich habe den Zeitunterschied von +5 Stunden schnell überwunden.


TAG 2: Wir werden von unserer Landesmentorin zum kambodschanischen Frühstück abgeholt. Unsere Entscheidung fällt auf Nudelsuppe; um 8.30 Uhr ist uns noch nicht so richtig nach Reis mit gebratenem Fleisch. Den Tag verbringen wir in Lims Büro, denn die erste Woche haben wir ein Seminar unter ihrer Leitung. Es geht um unsere Erwartungen, Kleidung, Geschichte, Khmer Tänze und die Sprache an sich. Am Abend gehen wir auf dem Nachhauseweg essen, weil es sich durch den aufkommenden Regen(gerade ist Regenzeit, es regnet einmal am Tag) gut anbietet.


TAG 3: Wir frühstücken Cornflakes mit Milch. Die Supermärkte sind, wie man daran sieht, vielfältig (auch "westlich") ausgestattet. Dann geht es in Lims Büro. Wir sprechen über Do's und Dont's bezüglich der kambodschanischen Kultur, Korruption, Gesundheit und Straßenverkehr (über den ich mehr sagen kann, wenn ich ohne Todesangst 30 Miuten mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bin). Am Nachmittag kommen unsere lokalen Mentoren. Das sind unsere Ansprechpartner in unseren NGO's. Wir lernen gegenseitig unsere Arbeitgeber kennen, bevor sie uns zu ihren Head Offices mitnehmen. Auf mein drei-Wort-Kambodschanisch reagieren alle mit einem freundlichen "Welcome". 

Ich freue mich auf meine Arbeit und vor allem auf den Tag, an dem ich mir alle Namen merken kann :-)


Ich bin also angekommen. Meine Füße stehen auf kambodschnischem Boden. Der "große Schritt" ist vollbracht. Doch so "groß" fühlt er sich gar nicht an. Ich saß bei zuvorkommendem Thai Airways Service insgesamt nur etwa 12 Stunden im Flugzeug. Die Distanz von über 9000 km zu Deutschland hat das nun relativ gemacht - sie fühlt sich gar nicht so "groß" an. Auch die Zeitspanne, die mich der Weg nach Hause kosten würde, ist nicht "groß". Sich in den Flieger zu setzen, war keine "große" Leistung (den zweiten Flug zu kriegen allerdings schon).

 

So richtig GROß wird das alles erst noch werden und ich freue mich darauf.

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Kommentare: 2
  • #1

    SabineSch. (Freitag, 11 August 2017 12:49)

    Wie schön, von dir in so positiver Art zu hören. Ich werde dich regelmäßig aufsuchen, um zu hören, wie es dir ergeht. Fühl dich gedrückt aus der (regnerischen, kalten) Heimat!
    Sabine;-))

  • #2

    Hans-Günther Oelkers (Montag, 14 August 2017 17:27)

    Hallo Tess,
    wünsche Dir weiterhin einen guten Start in Kambodscha.
    Herzliche Grüße sendet Dir
    HGO